Sportspiel

Regeln Karate

Zu den bekanntesten asiatischen Kampfsportarten zählt Karate. Das japanische Wort bedeutet so viel wie „leere Hand“. Die Legende spricht vom buddhistischen Mönch Meister Bodhidharma, welcher im 6. Jahrhundert das Kloster Shaolin erreicht habe. Neben dem Zen-Buddhismus habe er den Mönchen auch körperliche Übungen gelehrt, aus welchen sich das Shaolin Kung Fu entwickelte. Auch Karate beruft sich gerne auf diese Legende, dessen Spuren sind allerdings in Okinawa des 19. Jahrhunderts nachzuweisen. Anfang des 20. Jahrhunderts erreichte diese Kampfsportart zunächst Japan und wurde dort als Nationalsport anerkannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, über Hawaii sowie die amerikanische Besatzung Japans, fand Karate als Sportart zunächst in den USA und dann auch in Europa eine immer stärkere Verbreitung.

Das Trainingszentrum für Karate wird Dōjō genannt. Die ersten Karateschulen in Japan erfüllten, ebenso wie Schulen für Judo und Kendō, vorwiegend zur militärischen Ausbildung. Nach dem im Judo etablierten Hierarchie-System kam auch im Karate eine Einteilung in Schüler- und Meistergrade auf, welche an Gürtelfarben erkennbar ist.

Wichtig für Karate ist eine gute körperliche Konstitution, denn Karate steht für Beweglichkeit, Schnellkraft und anaerobe Belastbarkeit. Gliedmaßen werden abgehärtet, um beim sogenannten Bruchtest gefahrlos Bretter oder Ziegel zerschlagen zu können. Als Sportart betrieben, ist Karate jedoch eher auf Wettkampftraining ausgerichtet.

Die vier Karate-Stilrichtungen

Im Karate gibt es viele Stilrichtungen und Schulen, angelehnt an die Pioniere des Karate und deren Stile. Das japanische Karate lässt sich grob in die vier Stilrichtungen Gōjū-Ryū, Shōtōkan, Shitō-Ryū und Wadō-Ryū einteilen. Diese vier Stile lassen sich wiederum auf die aus Okinawa stammenden Stile Shōrei-Ryū und Shōrin-Ryū zurückführen. Viele der neueren Stilrichtungen berufen sich auf eine oder mehrere dieser sechs Schulen. In Deutschland ist Shōtōkan der am weitesten verbreitete Karatestil, beliebt ist auch Gōjū-Ryū. Neben den genannten Stilen werden weiterhin auch ursprüngliche Stile wie Uechi-ryū unterrichtet.

Kern des Karate-Trainings sind Schlag-, Stoß-, Tritt- und Blocktechniken sowie Fußfegetechniken, einige Hebel- und Wurftechniken sowie für Fortgeschrittene auch Würgegriffe und Nervenpunkttechniken. Obwohl auch sogenannte Kobudōwaffen Bestandteil eines Trainings sein können, gehört Waffentraining nicht zum Inhalt des Karate.

Karate-Bekleidung

Im Laufe der Zeit hat sich eine uniforme Bekleidung im Karatesport durchgesetzt. Ein Karateschüler oder Karateka trägt einen speziellen Anzug namens Karate-Gi. Dieser besteht aus einer einfachen an der Hüfte geschnürten weißen Hose, genannt Zubon, und einer Jacke, Uwagi genannt, diese waren früher aus Leinen gefertigt, heute sind sie meist aus Baumwolle. Die Jacke wird durch einen gefärbten Gürtel, Obi genannt, zusammengehalten. Die Gürtelfarbe zeigt den Status des Schülers an. Es wird grundsätzlich barfuß trainiert.

Gürtelfarbe und Graduierung

Das hierarchische System, angezeigt durch die Gürtelfarbe, wurde vermutlich vom Judosport übernommen.

In diesen Graduierungen wird zwischen den Schülergraden Kyū und den Meisterschülern oder Meistergraden Dan unterschieden. Jeder dieser Stufen wird durch eine Gürtelfarbe ausgedrückt. In Deutschland sind es 9 Kyū- und 10 Dan-Grade. Der neunte Kyū ist hierbei die unterste Stufe mit einem weißen Gürtel, gefolgt von gelb, orange, grün blau- violett, blau sowie braun für den 3. bis 1. Kyū. Schwarz ist den 10 Dan-Graden vorbehalten.

Um einen nächsthöheren Schüler- oder Meistergrad zu erlangen, gibt es Prüfungen nach einem festen Programm und auch eine Wartezeit. Diese sind je nach Kyū- und Dan-Grad unterschiedlich.

Schutzkleidung

Bei Turnieren werden üblicherweise Zahnschutz, Brust- oder Tiefschutz verwendet, außerdem Faust- und Fußschützer sowie Schienbeinschoner.

Karate-Regeln

Auch Karate hat einen spirituellen Kern, berufend auf Zen und Taoismus. Daher beginnt jedes Training traditionell mit einer kurzen Meditation (Mokusō), welche den friedfertigen Zweck der Übungen zum Ausdruck bringt. Auch beginnt und endet jedes Karatetraining und jede Übung oder Kata mit einem Gruß als Ausdruck von Respekt.

Typisch für Karate sind

  • sportliche (ethische) Haltung
  • Art und Weise einer Technik und deren Ausführung um zu einer Wertung zu gelangen
  • Zielregionen für Techniken
  • Begrüßungszeremonie

Hierarchie und Begrüßung

In jedem Dōjō herrscht eine hierarchische Unterscheidung zwischen dem Sensei, dem Lehrer, sowie dem Senpai, dem fortgeschrittenen Schüler, und dem Kohai, dem Neuling. Ein Senpai hat in etwa die Rolle eines älteren Geschwisterteils, um den Kōhai anzuleiten und sich um sein Wohl zu kümmern. Viele grundsätzliche Benimmregeln beim Karatetraining betreffen Respekt und Etikette im Umgang von Schüler und Lehrer untereinander. Es wird beispielsweise als respektlos angesehen, hinter dem Rücken des Meisters zu gehen.

Zum Trainingsbeginn wird gemeinsam ein Grußritus (Rei) zelebriert. Hier verneigen sich Schüler und Meister voreinander und vor den alten Meistern und Vorfahren, repräsentiert durch den Shōmen des Dōjō.

Während der Begrüßungszeremonie gelten eine Reihe ungeschriebener Regeln, welche Körperhaltung bei Verbeugung, Aufstehen und Setzen, die Atmung und diverse Bewegungsabfolgen genau vorschreiben. Diese Zeremonie kann sich von Dōjō zu Dōjō leicht unterscheiden.

Dōjō-Etikette

In vielen Dōjōs ist es üblich, vor Betreten und Verlassen der Halle die Anwesenden mit einer kurzen Verbeugung zu begrüßen. Oft wird auch der Shōmen des Dōjō, was ein Bild eines Meisters, das Regelwerk oder ein japanisches Schriftzeichen sein kann, mit einer weiteren Verbeugung beim Betreten und Verlassen gegrüßt.

Die Dōjō-Etikette dient dem reibungslosen, verletzungsfreien und disziplinierten Ablauf des Karate-Trainings und betont auch das Wesen der Karate-Philosophie:

  • sei strebsam und engagiert
  • bei Betreten und Verlassen des Dōjō wird gegrüßt
  • im Dōjō werden keine Schuhe getragen
  • der richtige Gruß zum passenden Zeitpunkt, im Stehen oder Knien
  • der richtige Umgang miteinander: Geduld, Respekt, Wertschätzung, Rücksichtnahme
  • die Kleidung soll gepflegt und ordentlich sein
  • der eigene Körper soll sauber und gepflegt sein
  • nicht ungefragt aus „der Reihe tanzen“ oder sich einfach dazu stellen, etwa bei Verspätung
  • das Dōjō während des Trainings nur nach Rückfrage verlassen
  • während des Trainings wird nicht gesprochen
  • Essen und Trinken sind im Dōjō nicht erlaubt
  • Schmuck und Uhren sind beim Training nicht erlaubt
  • das üben, was der Trainer vorgegeben hat, nicht das was einem gefällt

Karate-Training

Beim Karate-Training zählen Training des Geistes, des Charakters und der inneren Einstellung, einen Kodex für das tägliche Leben. Ein Karateka soll sich zu einer friedlichen Person entwickeln und nicht auf Streit aus sein.

Das Karatetraining baut auf dem Kihon, dem Kumite und der Kata als Grundsäulen auf.

Kihon

Kihon steht für Grundlage, Basis oder Fundament des Könnens. Die einzelnen Techniken werden schnell oder langsam, kraftvoll oder locker wiederholt. Jeder Bewegungsablauf wird in seine Bestandteile zerlegt, um eine Ideallinie der Bewegung zu finden. Dieser Bewegungsablauf soll verinnerlicht und dann reflexartig abrufbar sein.

Kumite

Kumite, wörtlich „verbundene Hände“, steht für das Üben oder den Kampf mit einem oder mehreren Gegnern. Es gibt verschiedene Formen des Kumite, von einer einzigen, abgesprochenen, mehrfach ausgeführten Technik bis hin zum freien Kampf.
Bei der Verteidigung dienen hauptsächlich die Arme bei Blocktechniken. Würfe, Hebel, harte und weiche Blockbewegungen oder Ausweichen gibt es meist in Kombination mit Schritt- und Gleitbewegungen.

Kata

Die Wiederholung der Bewegungen einer Kata kann auch als eine Form der Meditation betrachtet werden. Körperlich anstrengende, konzentrierte und dynamische Bewegungen stärken die Energie des Körpers (Ki), das Bewusstsein und das Koordinations- und Reaktionsvermögen äußert, sollen durch gestärkt werden. Bei einer Kata sind Konzentration gefordert und auch die richtige Geisteshaltung,

Karate-Wettkampfregeln

Karate-Turniere beinhalten sowohl Kumite- als auch Kata-Techniken. Bei einem Freikampf gibt es wegen der Verletzungsgefahr besonders strenge Regeln. Daher wird im Wettkampf ein eingeschränktes Repertoire an Techniken verwendet. Bei Turnierkämpfen kommen Zahnschutz, Brust- oder Tiefschutz, Faust- und Fußschützer und Schienbeinschoner zum Einsatz.

Qualifizierte Karatekas können an den alle vier Jahre stattfindenden World Games teilnehmen, welche den Olympischen Spielen gleichgestellt. Bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio wird Karate erstmals olympische Disziplin sein.

Hierbei bestimmen eigene Wettkampfregeln das Verhalten im Karate-Wettkampf. Einerseits geht es um den sportlichen Vergleich, andererseits stellt ein Wettkampf auch das Wesen des Karate für die Außenwelt dar. Das Regelwerk bietet ein System der Vergleichbarkeit und Messbarkeit und schützt zugleich die Sportler vor Verletzungen.

Wettkampfregeln bestimmten beispielsweise

  • Kampfablauf
  • Wettkampfzeit
  • erlaubtes Technikrepertoire und verbotene Techniken
  • Verhalten / Auftreten auf der und um die Kampffläche herum
  • Bewertungssystem und Bewertungsgrundlage
  • Verbotenes Verhalten
  • Verwarnungen / Strafen
  • Umgang mit Verletzungen
  • Meldung von und Umgang mit Protesten
  • Kampfwertung
  • Besetzung und Aufgaben der Kampfrichter (sowie weitere Personen wie Zeitnehmer)
  • Rechte und Pflichten der Akteure
  • Ausmaße und Gestaltung der Kampffläche
  • Vorschriften zu Bekleidung und Schutzausrüstung
  • Hygienevorschriften
  • Wettkampforganisation und Rahmenbedingungen
  • Umgang mit Werbung auf Bekleidung / im Bereich der Kampffläche