Sportspiel

Regeln Riesenslalom

Der Riesenslalom, in Österreich auch Riesentorlauf und in Englisch Giant Slalom genannt, kommt als Disziplin im alpinen Skisport und im Grasskilauf vor. Diese Sportart unterscheidet sich vom Slalom und vom Super-G. Sie wurde von der FIS erst 1950 bei den Weltmeisterschaften in Aspen als vierte Disziplin neben Abfahrt, Slalom und Kombination eingeführt. Seit der Einführung des Weltcups ist der Riesenslalom fester Bestandteil dieser Rennserie. Im Vergleich zu den anderen alpinen Disziplinen ähnelt ein professioneller Riesenslalom am meisten den Aktivitäten im Breitensport.

Beim Riesenslalom sind die zu umfahrenden Tore so gesetzt, dass ständig Richtungswechsel erfolgen. Jedoch sind die Tore weiter auseinander und in geringerer Anzahl gesetzt als im Slalom. Daher sind weniger Schwünge notwendig und ein flüssiger, gleitender Rhythmus und dadurch höhere Geschwindigkeiten möglich. Außerdem ist die Streckenführung meistens auch länger und enthält mehr flache Gleitstücke. In Wettbewerben vor 1966 und 1967 gab es beim Riesenslalom nur einen Durchgang, nun werden in Wettbewerben üblicherweise zwei Läufe an einem Tag gefahren und die erzielten Zeiten addiert.

Wettbewerbsregeln

Ebenso wie Slalom zählt der Riesenslalom zu den Technik-Wettbewerben, wo am selben Tag zwei verschiedene Läufe mit unterschiedlicher Kurssetzung auf der gleichen Piste absolviert werden müssen. Es ist auch möglich, zusätzlich zwei unterschiedliche Streckenführungen anzulegen. Damit liegen nur Start und Ziel in beiden Durchgängen an derselben Stelle. Dies hängt von den Dimensionen der Piste beziehungsweise von den Schnee- und Wetterverhältnissen ab. Die Laufzeiten beider Läufe werden addiert und die schnellste Gesamtzeit bedeutet den Sieg. Da die Riesenslalomstrecke länger ist als im Slalom, liegen die Bestzeiten eines Durchgangs bei etwa 80 Sekunden.

Eine Rennstrecke für einen Riesenslalom-Bewerb hat üblicherweise mindestens 250 Meter Höhendifferenz, für Damen maximal 400 und für Herren 450 Meter. Die Zahl der Richtungsänderungen muss etwa 11 bis 15 Prozent der Höhendifferenz betragen. Bei Olympischen Winterspielen, FIS Ski Weltmeisterschaften und im FIS Weltcup beträgt der minimale Höhenunterschied 300 m (Damen und Herren).

Riesenslalom-Tore

Riesenslalom-Tore bestehen, anders als Slalomstangen, aus einer Doppel-Stange verbunden durch einen breiten Kunststoffstreifen, Slalomtore sind einzelne gleichfarbige Stangen in Blau oder Rot. Das erste und das letzte Tor sowie Kombinationen müssen mit einem sogenannten Außentor in gleicher Farbe gekennzeichnet werden.

Im Slalom sind die Schwünge deutlich kürzer und die Rennläufer kommen mit den Stangen in Kontakt. Im Gegensatz dazu ist die gefahrene Linie im Riesenslalom weniger direkt und die Tore stehen viel weiter auseinander. Das bedeutet, die Rennläufer kommen weniger mit den Toren in Berührung. Sie stoßen diese mit der inneren Schulter weg und nicht mit der Hand wie Slalomläufer. Die Tore sind auch so gebaut, dass sie sich bei einer Berührung durch den Fahrer flexibel biegen. Sie sind auch weniger fest im Schnee verankert als Slalomtore. Sie bieten daher weniger Widerstand und werden mitgerissen, sollten Rennläufer direkt in sie hineinfahren. Dadurch wird das Verletzungsrisiko minimiert.

Startreglement

Bei Slalom und Riesentorlauf gilt für die Startreihenfolge seit 1971/72 die sogenannte Bibbo-Regel, benannt nach deren „Erfinder“, dem Schweden Bibbo Nordenskjöld. Davor gab es Startgruppen von 1 bis 15, von 16 bis 30, von 31 bis 45 und im zweiten Durchgang starteten alle in ihrer Gruppe in umgekehrter Reihenfolge, von 15 bis 1, von 30 bis 16 und so weiter.

Seit 1985 wird der zweite Durchgang auf der Basis der Platzierung aus dem ersten Lauf abgewickelt. Es starten nur noch die besten Dreißig aus dem ersten Lauf auch im zweiten Durchgang. Zunächst gab es zwei Gruppen, wobei die ersten Fünfzehn des ersten Laufs als erste Gruppe in umgekehrter Reihenfolge starteten, der Laufbeste also als Fünfzehnter. Danach starten die restlichen Läufer als zweite Gruppe in der Reihenfolge ihres Erstlaufresultats. Um die Chancengleichheit und die Möglichkeit, die Platzierung zu verbessern zu erhöhen, gilt nun, dass die besten 30 in umgekehrter Reihenfolge antreten. Das bedeutet, der Bestplatzierte aus dem ersten Lauf startet im zweiten Lauf als Letzter.

Es gibt auch die „Super-Bibbo-Regel“, wobei die ersten Fünf aus dem ersten Durchgang in umgekehrter Reihenfolge vorweg starten, danach die weiteren ab Rang 6 in der Reihenfolge ihre Platzierung aus dem ersten Lauf.

Ausrüstung

Die grundsätzliche Ausrüstung für den Riesentorlauf ähnelt jener für Super-G und den Abfahrtslauf. Jedoch gibt es einige spezifische Unterschiede, die bei der Ausrüstung für die einzelnen Disziplinen beachtet werden müssen.

Riesenslalom-Ski

Die für Riesenslalom und Super-G verwendeten Skimodelle sind länger und steifer als Slalomski, jedoch 30 Prozent kürzer als ein Abfahrtsski. Außerdem ist der Radius wichtig. Eine Radiusangabe bezieht sich auf den natürlichen Radius des Skis. Zur Messung wird der Ski auf die Kante gestellt und so weit durchgebogen, dass die Kante durchgehend auf dem Untergrund aufliegt. Aus dieser entstehenden gebogenen Linie lässt sich der natürliche Kurvenradius eines Skis errechnen.

Die Länge der Riesenslalom-Ski hat sich in den letzten Jahren verändert. Die FIS erweiterte 2012 beispielsweise den Kurvenradius der Ski von 27 auf 35 Meter, um Knieprobleme der Sportler zu minimieren. Je höher der Radius und somit die Skilänge, desto höher ist allerdings auch der Kraftaufwand zur Skiführung, was wiederum vermehrt zu Rückenproblemen bei den Sportlern führte. Aktuell gelten wieder ein geringerer Radius von 30 Meter und die Taillierung 35 Meter. Die Mindestlänge beträgt 193 Zentimeter für die Herren und 188 Zentimeter für die Damen.

Anzug und Schutzvorrichtungen

Die Rennläufer tragen hautenge Skianzüge zur Minimierung des Luftwiderstands. Das Material muss jedoch eine genau definierte Luftdurchlässigkeit aufweisen. Jedes vom Internationalen Skiverband (FIS) organisierte Rennen lässt nur Anzüge zu, die vorher von der FIS überprüft und am linken Bein mit einer Plombe versehen wurden.
Zusätzlich vorgeschrieben bei Rennen sind Skihelm und Rückenschutz, neben Brille und Handschuhen.

Skistöcke

In der Abfahrt und im Super-G dienen Skistöcke häufig nur zum Gleichgewichthalten, im Slalom und Riesenslalom unterstützen sie auch den Richtungswechsel. Skistöcke bestehen aus einem leichten Material wie Aluminium oder Carbon. Ein Skistockrohr hat etwa 1 bis 2 Zentimeter Durchmesser und sind leicht geschwungen, da sie dadurch weniger Luftwiderstand bieten. An den Griffen befinden sich Schlaufen für einen sicheren Halt. Am unteren Ende eines Stocks befindet sich ein Teller, der dafür sorgt, dass die Skistöcke nicht sehr tief in den Schnee eindringen. Die Form der Teller, der Stöcke und deren Länge unterscheiden sich in Abstimmung auf die speziellen Skidisziplinen.

Skischuhe

Die richtigen Skischuhe sind zur optimalen Kraftübertragung vom Fuß auf den Ski nötig. Skischuhe sind massiv gebaut und bestehen üblicherweise aus Kunststoff und Verbundstoffen. Rennfahrer bevorzugen harte bis sehr harte Skistiefel, die schmal und eng geschnitten sind. Der Komfort ist in diesem Fall zweitrangig, dennoch zählt die optimale individuelle Passform. Für die Angabe des Härtegrads dient der Flexindex, je höher dieser ist, desto härter ist auch der Schuh. Skistiefel für Rennfahrer besitzen den Flexindex 150.
Es gibt auch Unterschiede zwischen Skischuhen für Männer und Frauen: Aufgrund des niedrigeren Wadenansatzes bei Frauen ist der Schaft der Skistiefel etwas niedriger.

Riesenslalom und Grasski

Riesenslalom kommt auch als Disziplin beim Grasski mit nahezu identischen Regeln vor. Für die Rennstrecke gilt: Eine Rennstrecke für einen Riesenslalom hat mindestens 80 Meter Höhendifferenz, im Weltcup und bei Weltmeisterschaften mindestens 100 Meter, für Damen maximal 150 und für Herren 180 Meter. Die Zahl der Richtungsänderungen beträgt etwa 11 bis 15 Prozent der Höhendifferenz, beispielsweise 14 Richtungsänderungen bei 100 Metern Höhenunterschied. Die FIS regelt die Bestimmungen zur Kurssetzung eines Riesenslaloms.